Text: Maria-Luise Sondermaier, Lehrerin a.D.
Fotos: Stadtarchiv Mühldorf a. Inn
Mühldorf blickt auf eine lange Schultradition zurück. Bis ins 13. Jahrhundert lassen sich die Quellen zurückverfolgen. Neben den Dom- und Klosterschulen und den Bildungseinrichtungen in den Residenzstädten gab es in Altbayern nur ganz wenige Orte, die ihren Kindern eine solide Ausbildung gewährten, so wie Mühldorf. Zeitweise studierten fünfzig Prozent der Bürgerskinder an Wiens Universität.
Mit der Reformation und den anschließenden Kriegswirren trat der Wille zur Bildung in den Hintergrund. Manche Gebäude in unserer Stadt erinnern uns noch heute an die deutsche- und die Lateinschule.
Nennen wir nur die letzten Häuser in Mühldorfs Schulgeschichte, die so mancher Einwohner noch kennt:
früher | heute |
die Oberrealschule (das Gymnasium) | Caritas-Altenheim am Kirchenplatz |
das erste Knabenschulhaus (Postschule) | H&M am Stadtplatz |
die Mädchenschule mit Anstalt (Kindergarten) | Theresia-Gerhardinger- Kindergarten am Stadtplatz |
die neuere Knabenschule, später Berufsschule, dann Grundschule | Musikschule an der Luitpoldallee |
das Zentralschulhaus | Ganztagesschule an der Luitpoldallee, Teil der Grundschule |
die Volksschule für Mädchen (später Hauptschule) | Sitz und Hauptgebäude der Grundschule Mühldorf-Altmühldorf an der Konrad-Adenauer-Straße |
die Volksschule in Altmühldorf | Teil der Mühldorfer Grundschule |
Oberrealschule im Jahr 1923
Knabenschule im Jahr 1930
Postschule im Jahr 1930
Mädchenschule im Jahr 1952
Geschichtlicher Überblick zu den einzelnen Gebäuden:
Das Zentralschulhaus
Zentralschulhaus 1935
- errichtet 1927
- nur der Mittelbau wurde vollendet
- das Haus sollte Platz für 18 Mädchen- und 18 Knabenklassen bereitstellen (war auch für berufliche Bildung zuständig)
- die beiden Anbauten und die zwei Seitenflügel, wie auch die Pausen- und die Turnhalle mit Brausebad konnte die Stadt aus Geldmangel nicht errichten
- nach dem letzten Krieg baute man an dieses Gebäude eine Baracke an, die später einem Anbau wich
- 1975 Umbau nach einem Großbrand
- 2011 Umbau zur Ganztagesschule mit Aufzug, Gruppenräumen, Spiel- und Ruhezimmern, Mensa und Computerraum
Die Grundschule in Altmühldorf
Schule Altmühldorf im Jahr 1951
Ursprünglich besuchten alle Altmühldorfer Kinder die Volksschulen in Mühldorf.
Die Nachkriegszeit mit ihrem Bevölkerungszuwachs durch Vertriebenen- und Flüchtlingsströme veränderte die Schulsituation. 1950 ging man den Bau einer eigenen Volksschule an.
Bereits 1951 fand die feierliche Einweihung der modernsten Landschule im weiten Umkreis statt. 3 bis 4 Lehrer unterrichteten die Schüler. Mehrere Jahrgänge befanden sich in einem Klassenraum.
Bereits 1957 zwang ein Schülerzuwachs zu einem Erweiterungsanbau. Mit Mettenheim schloss die damalige Gemeinde Altmühldorf einen Schulverband, um in Jahrgangsklassen unterrichten zu können.
Ab 1969 besuchten die Hauptschüler Altmühldorfs wieder die Hauptschule in Mühldorf. Altmühldorf besaß jetzt nur noch eine Grundschule.
1974 weihte die Gemeinde Altmühldorf die Schulturnhalle, den Allwetterplatz, die Aula und weitere Funktionsräume ein.
2004 verlor die Altmühldorfer Grundschule ihre Eigenständigkeit, nicht jedoch ihre moderne Ausstattung. Die Leitung übernahm der Rektor bzw. die Rektorin der Grundschule Mühldorf-Altmühldorf.
Das Hauptgebäude der Grundschule Mühldorf-Altmühldorf an der Konrad-Adenauer-Straße
Das Anwachsen der Schülerzahlen zwang auch die Stadt Mühldorf einen Schulhausneubau in Angriff zu nehmen. Die Schüler wurden bis dahin im Schichtunterricht beschult. Immer zwei Lehrer teilten sich ein Klassenzimmer.
Im August 1965 war es endlich so weit, die neue Volksschule für Mädchen konnte eingeweiht werden. Der damals hochmoderne Bau bot Platz für zwölf Schulklassen. Die Zeit der Postschule, der Klosterschule und der Gartenschule gehörte endgültig der Vergangenheit an.
Schon damals stand auf dem Plan die Errichtung der Turnhalle und die großzügige Gestaltung der Sportanlagen und der Pausenhofgestaltung.
Nach der Trennung in Grund- und Hauptschulen zog in dieses Gebäude die Hauptschule ein. Die Grundschule für Mädchen übernahm das Gebäude der heutigen Musikschule und die Grundschule für Knaben, bis zur Zusammenlegung der beiden Schulen, das Zentralschulhaus.
Da vor ein paar Jahren die Hauptschule (Mittelschule) nach Mühldorf-Nord übersiedelte, wurde das Gebäude an der Konrad-Adenauer-Straße nach einer gründlichen Renovierung und Modernisierung frei für die Grundschule.
Eine so lange Schulgeschichte eines Ortes ist äußerst interessant aber auch daher ein bisschen verwirrend.
Herzlichen Dank dem Stadtarchiv und dem Mühldorfer Anzeiger für die Unterstützung!